Waldecker Stern
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Hintergründe der Landflucht in Waldeck

»Da aus Waldeck so viele Zuwanderer kamen, dass in Wuppertal um 1900 mehr gebürtige Waldecker Menschen lebten als in Korbach, der größten waldeckischen Stadt, möchte ich die Auswanderung der Waldecker etwas näher beschreiben. Welche Gründe hatten sie, ihre Heimat zu verlassen und welche Anziehungskraft hatte Wuppertal auf sie? Die Landwirtschaft war der wichtigste Erwerbszweig der waldeckischen Bevölkerung, der Boden war allerdings nicht sonderbar fruchtbar. Da außerdem ein Verbot der Teilung von Bauerngütern bestand, blieb den Erben nichts anderes übrig, als ihre Heimat zu verlassen. Wuppertal wurde als Zielort deshalb so häufig gewählt, weil Barmen und Elberfeld die Städte waren, die die besten Arbeitsmöglichkeiten boten. Die Städte des Ruhrgebietes waren zu dieser Zeit Wuppertal in der wirtschaftlichen Entwicklung noch unterlegen. Außerdem vermittelten die Upländer Linnenhändler und auch die Handwerker auf Wanderschaft manchem Mädchen und Jungen aus Waldeck eine Lehrstelle in Barmen. Andere Stellen wurden durch verwandtschaftliche Beziehungen besorgt. So zogen ledige Männer und junge Mädchen, oftmals auch mehrere Geschwister mit ihrem armseligen Besitz zu Fuß nach Wuppertal. Dazu brauchten sie 2-3 Tagesreisen. Ab 1872 konnte man die Eisenbahn benutzen, was jedoch selten in Anspruch genommen wurde, denn nur wenige hatten Geld für eine Fahrkarte. In Wuppertal angekommen, arbeiteten die Waldecker häufig als Schneider, Schreiner, Schmied, Kutscher, Pferdebahnschaffner oder Fuhrleute. Da die meisten Waldecker mit Pferden großgeworden waren, drängten sie auch in entsprechende Berufe. So nannte man bald in Barmen und Elberfeld alle Fuhrleute ganz allgemein ,,die Waldecker". Die ausgewanderten Mädchen verdienten ihr Geld immer als Dienstmagd. Bald erhielten die Daheimgebliebenen Nachricht von den gut verdienenden Verwandten, was weitere Auswanderungen nach sich zog. Die Großstadt Barmen-Elberfeld lockte immer mehr junge Leute aus Waldeck an, die Abwanderung nahm derart zu, dass Barmen - Elberfeld als "heimliche Hauptstadt Waldecks" bezeichnet wurde.«
http://www.hausarbeiten.de/faecher/hausarbeit/gea/20652.html

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