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Gustav Mahler

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The Lieder of Gustav Mahler


Lieder – index:

1. "Ablösung im Sommer"
2. "Armer Kinder Bettlerlied"
3. "Auferstehung"
4. "Aus! Aus"
5. "Mutter, ach Mutter! es hungert mich"
6. "Der Schildwache Nachtlied"
7. "Der Tambourgesell"
8. "Des Antonius von Padua Fischpredigt"
9. "Ich ging mit Lust durch einen grünen Wald"
10. "Lied des Verfolgten im Turm"
11. "Lob des hohen Verstands"
12. "Nicht wiedersehen"
13. "Phantasie"
14. "Revelge"
15. "Rheinlegendchen"
16. "Scheiden und Meiden"
17. "Selbstgefühl"
18. "Starke Einbildungskraft"
19. "Trost im Unglück"
20. "Urlicht"
21. "Es kam ein Herr zum Schlösseli"
22. "Verlorne müh'!"
23. "Wer hat dies Liedlein erdacht?"
24. "Wo die schönen Trompeten blasen"
25. "O Mensch! Gib acht!"
26. "Zu Straßburg auf der Schanz"
27. "Das klagende Lied"
     a) Waldmärchen
     b) Der Spielmann
     c) Hochzeitsstück
28. "Fünf Rückertlieder"
     a) Ich atmet' einen linden Duft!
     b) Liebst du um Schönheit
     c) Blicke mir nicht in die Lieder
     d) Ich bin der Welt abhanden gekommen
     e) Um Mitternacht
29. "Kindertotenlieder"
     a) Nun will die Sonn' so hell aufgehn
     b) Nun seh' ich wohl, warum so dunkle Flammen
     c) Wenn dein Mütterlein tritt zur Tür herein
     d) Oft denk' ich, sie sind nur ausgegangen
     e) In diesem Wetter, in diesem Braus
30. "Das Lied von der Erde"
     a) Das Trinklied vom Jammer der Erde
     b) Der Einsame im Herbst
     c) Von der Jugend
     d) Von der Schönheit
     e) Der Trunkene im Frühling
     f) Der Abschied

1. "Ablösung im Sommer"
 
 
Text from Des Knaben Wunderhorn
Music by Gustav Mahler, ca. 1880-83
 
See also: 

Kurt Hessenberg (1908-??), op. 15 no. 9, publ. 1942

Kuckuck hat sich zu Tode gefallen
An einer hohlen Weiden,
[Kukuk ist todt! Kukuk ist todt]
Wer soll uns jetzt den Sommer lang
Die Zeit und Weil vertreiben?
 
Ei, das soll tun Frau Nachtigall,
Die sitzt auf grünem Zweige;
[Die kleine, feine Nachtigall,
Die liebe, süße Nachtigall!]
Sie singt und springt, ist allzeit froh,
Wenn andre Vögel schweigen.
 
[Wir warten auf Frau Nachtigall,
Die wohnt im grünen Hage,
Und wenn der Kukuk zu Ende ist,
Dann fängt sie an zu schlagen!]

2. "Armer Kinder Bettlerlied"
 
 
Text from Des Knaben Wunderhorn
Music by Gustav Mahler, from Symphony no. 3

Knabenchor:
Bimm bamm, bimm, bamm, . . .
 
Frauenchor:
Es sungen drei Engel einen süßen Gesang,
Mit Freuden es selig in den Himmel klang.
Sie jauchzten fröhlich auch dabei,
Daß Petrus sei von Sünden frei.
Und als der Herr Jesus zu Tische saß,
Mit seinen zwölf Jügern das Abendmahl aß,
Da sprach der Herr Jesus: "Was stehst du den hier?
Wenn ich dich anseh', so weinest du mir."
 
Alt:
"Und sollt' ich nicht weinen, du gütiger Gott" . . .
 
Frauenchor:
Du sollst ja nicht weinen!
 
Alt:
"Ich habe übertreten die Zehn Gebot;
Ich gehe und weine ja bitterlich,
Ach komm und erbarme duch über mich."
 
Frauenchor:
Has du denn übertreten die Zehen Gebot,
So fall auf die Knie und bete zu Gott!
Liebe nut Gott in alle Zeit,
So wirst du erlangen die himmlische Freud!
Die himmlische Freud, die Selige Stadt;
Die himmlische Freud, die kein Ende mehr hat.
Die himmlische Freude war Petro bereit'
Durch Jesum und allen zur Seligkeit.

3. "Auferstehung"
 
 
Text by Friedrich Gottlieb Klopstock (1724-1803), first verse; and by Gustav Mahler (1860-1911), remainder
 
Music by Gustav Mahler, from Symphony no. 2

Chor und Sopran:
Aufersteh'n, ja aufersteh'n wirst du,
Mein Staub, nach kurzer Ruh!
Unsterblich Leben
Wird, der dich rief, dir geben.
Wieder aufzublüh'n, wirst du gesät!
Der Herr der Ernte geht
Und sammelt Garben
Uns ein, die starben!
 
Alt solo:
O glaube, mein Herz, o glaube:
Es geht dir nichts verloren!
Dein ist, ja dein, was du gesehnt,
Dein, was du geliebt, was du gestritten!
 
Sopran solo:
O glaube: Du wardst nicht umsonst geboren!
Hast nicht omsonst gelebt, gelitten!
 
Chor und Alt:
Was entstanden ist, das muß vergehen!
Was vergangen, auferstehen!
Hör auf zu beben!
Bereite dich zu leben!
 
Sopran und Alt solo:
O Schmerz! Du Alldurchdringer!
Dir bin ich entrungen.
O Tod! Du Allbezwinger!
Nun bist du bezwungen!
Mit Flügeln, die ich mir errungen,
In heißem Liebessreben
Werd ich entschweben
Zum Licht, zu dem kein Aug gedrungen!
 
Chor:
Mit Flügeln, die ich mir errungen,
Werd ich entschweben!
Sterben wird ich, um zu leben!
Aufersteh'n, ja aufersteh'n wirst du,
Mein Herz, in einem Nu!
Was du geschlagen,
Zu Gott wird es dich tragen!

4. "Aus! Aus"
 
 
Text from Des Knaben Wunderhorn
Music by Gustav Mahler

 
"Heute marschieren wir!
Juch-he, im grünen Mai!
Morgen marschieren wir
Zu dem hohen Tor hinaus,
Zum hohen Tor hinaus! Aus!"
 
"Reis'st du denn schon fort?
Je, je! Mein Liebster!
Kommst niemals wieder heim?
Je! Je! Mein Liebster?"
 
"Heute marschieren wir,
Juch-he, im grünen Mai!
Ei, du schwarzbraun's Mägdelein,
Uns're Lieb' ist noch nicht aus,
Die Lieb' ist noch nicht aus, aus!
Trink' du ein Gläschen Wein
Zur Gesundheit dein und mein!
Siehst du diesen Strauß am Hut?
Jetzo heißt's marschieren gut!
Nimm das Tüchlein aus der Tasch',
Deine Tränlein mit abwasch'!
Heute marschieren wir!
Juch-he, im grünen Mai!
Morgen marschieren wir,
Juch-he, im grünen Mai!"
 
"Ich will in's Kloster geh'n,
Weil mein Schatz davon geht!
Wo geht's denn hin, mein Schatz?
Gehst du fort, heut schon fort?
Und kommst nimmer wieder?
Ach! Wie wird's traurig sein
Hier in dem Städtchen!
Wie bald vergißt du mein!
Ich! Armes Mädchen!"
 
"Morgen marschieren wir,
Juch-he, im grünen Mai!
Tröst dich, mein lieber Schatz,
Im Mai blüh'n gar viel Blümelein!
Die Lieb' ist noch nicht aus!
Aus! Aus! Aus! Aus!"

5. "Mutter, ach Mutter! es hungert mich"
 
 
Text from Des Knaben Wunderhorn, earlier title: Verspätung (mündlich)
Music by Gustav Mahler, "Das irdische Leben"
 
See also: 

Erich J. Wolff (1874-1913), "Verspätung" (Lateness), Lieder no. 40, published 1914

["Mutter, ach Mutter! es hungert mich,
Gib mir Brot, sonst sterbe ich."
"Warte nur, mein liebes Kind,
Morgen wollen wir säen geschwind."
 
Und als das Korn gesäet war,
Rief das Kind noch immerdar:]
"Mutter, ach Mutter! es hungert mich,
Gib mir Brot, sonst sterbe ich."
"Warte nur, mein liebes Kind,
Morgen wollen wir ernten geschwind."
 
Und als das Korn geerntet war,
Rief das Kind noch immerdar:
"Mutter, ach Mutter! es hungert mich,
Gib mir Brot, sonst sterbe ich."
"Warte nur, mein liebes Kind,
Morgen wollen wir dreschen geschwind."
 
Und als das Korn gedroschen war,
Rief das Kind noch immerdar:
"Mutter, ach Mutter! es hungert mich,
Gib mir Brot, sonst sterbe ich."
["Warte nur, mein liebes Kind,
Morgen wollen wir mahlen geschwind."
 
Und als das Korn gemahlen war,
Rief das Kind noch immerdar:
"Mutter, ach Mutter! es hungert mich,
Gib mir Brot, sonst sterbe ich."]
"Warte nur, mein liebes Kind,
Morgen wollen wir backen geschwind."
 
Und als das Brot gebacken war,
Lag das Kind auf der Totenbahr.

6. "Der Schildwache Nachtlied"
 
 
Text from Des Knaben Wunderhorn
Music by Gustav Mahler
 
See also:
 
Theodor Streicher (1874-1940), published 1903, from Dreissig Lieder aus Des Knaben Wunderhorn, no. 2

"Ich kann und mag nicht fröhlich sein;
Wenn alle Leute schlafen,
So muß ich wachen,
Muß traurig sein."
 
"Ach Knabe, du sollst nicht traurig sein,
Will deiner warten,
Im Rosengarten,
Im grünen Klee."
 
"Zum grünen Klee, da komm ich nicht,
zum Waffengarten
Voll Helleparten
Bin ich gestellt."
 
"Stehst du im Feld, so helf dir Gott,
An Gottes Segen
Ist alles gelegen,
Wer's glauben tut."
 
"Wer's glauben tut, ist weit davon,
Er ist ein König,
Er ist ein Kaiser,
Er führt den Krieg."
 
Halt! Wer da? Rund! Bleib' mir vom Leib!
Wer sang es hier? Wer sang zur Stund'?
Verlorne Feldwacht
Sang es um Mitternacht.
Mitternacht! Feldwacht!

7. "Der Tambourgesell"
 
 
Text from Des Knaben Wunderhorn, earlier title: Tamboursgesell (fliegendes Blatt)
Music by Gustav Mahler, 1905

Ich armer Tambourgesell,
Man führt mich aus dem Gwölb,
Wär ich ein Tambour blieben,
Dürft ich nicht gefangen liegen.
 
O Galgen, du hohes Haus,
Du siehst so furchtbar aus,
Ich schau dich nicht mehr an,
Weil i weiß, daß i gehör dran.
 
Wenn Soldaten vorbeimarschieren,
Bei mir nicht einquartieren.
Wenn sie fragen, wer i g'wesen bin:
Tambour von der Leibkompanie.
 
Gute Nacht, ihr Marmelstein,
Ihr Berg und Hügelein.
Gute Nacht, ihr Offizier,
Korporal und Musketier.
 
Ich schrei mit lauter Stimm,
Von euch ich Urlaub nimm.
Gute Nacht! Gute Nacht.

8. "Des Antonius von Padua Fischpredigt"
 
 
Text from Des Knaben Wunderhorn, after Abraham a Santa Clara; Judas der Erzschelm I S.253
Music by Gustav Mahler, 1888-89
 
See also:

Armin Knab (1881-1951), 1904-07

Antonius zur Predigt
Die Kirche findt ledig.
Er geht zu den Flüssen
und predigt den Fischen;
 
Sie schlagen mit den Schwänzen,
Im Sonnenschein glänzen.
 
Die Karpfen mit Rogen
Sind [allhier gezogen],
Haben d'Mäuler aufrissen,
Sich Zuhörens beflissen;
 
Kein Predigt niemalen
Den Karpfen so g'fallen.
 
Spitzgoschete Hechte,
Die immerzu fechten,
Sind eilend herschwommen,
Zu hören den Frommen;
 
[Kein Predigt niemalen
Den Hechten so g'fallen.]
 
Auch jene Phantasten,
Die immerzu fasten;
Die Stockfisch ich meine,
Zur Predigt erscheinen;
 
Kein Predigt niemalen
Den Stockfisch so g'fallen.
 
Gut Aale und Hausen,
Die vornehme schmausen,
Die selbst sich bequemen,
Die Predigt vernehmen:
 
[Kein Predigt niemalen
den Aalen so g'fallen.]
 
Auch Krebse, Schildkroten,
Sonst langsame Boten,
Steigen eilig vom Grund,
Zu hören diesen Mund:
 
Kein Predigt niemalen
den Krebsen so g'fallen.
 
Fisch große, Fisch kleine,
Vornehm und gemeine,
Erheben die Köpfe
Wie verständge Geschöpfe:
 
Auf Gottes Begehren
Die Predigt anhören.
 
Die Predigt geendet,
Ein jeder sich wendet,
Die Hechte bleiben Diebe,
Die Aale viel lieben.
 
Die Predigt hat g'fallen.
Sie bleiben wie alle.
 
Die Krebs gehn zurücke,
Die Stockfisch bleiben dicke,
Die Karpfen viel fressen,
die Predigt vergessen.
 
Die Predigt hat g'fallen.
Sie bleiben wie alle.

9. "Ich ging mit Lust durch einen grünen Wald"
 
 
Text from Des Knaben Wunderhorn (1778-1842), earlier title: Waldvögelein (mündlich)
Music by Gustav Mahler, 1880-83

Ich ging mit Lust durch einen grünen Wald,
Ich hört' die Vöglein singen;
Sie sangen so jung, sie sangen so alt,
Die kleinen Waldvögelein im grünen Wald!
Wie gern hört' ich sie singen!
 
Nun sing, nun sing, Frau Nachtigall!
Sing du's bei meinem Feinsliebchen:
Komm schier, wenn's finster ist,
Wenn niemand auf der Gasse ist,
Dann komm zu mir!
Herein will ich dich lassen!
 
Der Tag verging, die Nacht brach an,
Er kam zu Feinsliebchen gegangen.
Er klopft so leis' wohl an den Ring:
"Ei schläfst du oder wachst mein Kind?
Ich hab so lang gestanden!"
 
["Daß du so lang gestanden hast,
Ich hab noch nicht geschlafen,
Ich dacht als frei in meinem Sinn,
Wo ist mein Herzallerliebster hin,
Wo mag er so lange bleiben?"
 
"Wo ich so lange geblieben bin,
Das darf ich dir wohl sagen:
Beim Bier und auch beim roten Wein,
Bei einem schwarzbraunem Mädelein,
Hätt deiner bald vergessen."]
 
Es schaut der Mond durchs Fensterlein
zum holden, süßen Lieben,
Die Nachtigall sang die ganze Nacht.
Du schlafselig Mägdelein, nimm dich in Acht!
Wo ist dein Herzliebster geblieben?

10. "Lied des Verfolgten im Turm"
 
 
Text from Des Knaben Wunderhorn
Music by Gustav Mahler, 1888-89

Der Gefangene:
Die Gedanken sind frei,
Wer kann sie erraten?
Sie rauschen vorbei
Wie nächtliche Schatten.
Kein Mensch kann sie wissen,
Kein Jäger sie schießen;
Es bleibet dabei,
Die Gedanken sind frei.
 
Das Mädchen:
Im Sommer ist gut lustig sein
Auf hohen wilden Heiden,
Dort findet man grün Plätzelein,
Mein herzverliebtes Schätzelein,
Von dir mag ich nit scheiden.
 
Der Gefangene:
Und sperrt man mich ein
Im finstern Kerker,
Dies alles sind nur
Vergebliche Werke;
Denn meine Gedanken
Zerreißen die Schranken
Und Mauern entzwei,
Die Gedanken sind frei.
 
Das Mädchen:
Im Sommer ist gut lustig sein
Auf hohen wilden Bergen;
Man ist da ewig ganz allein,
Man hört da gar kein Kindergeschrei,
Die Luft mag einem da werden.
 
Der Gefangene:
So sei es, wie es will,
Und wenn es sich schicket,
Nur alles in der Still;
[Und was mich erquicket,]
Mein Wunsch und Begehren
Niemand kann's [mir] wehren;
Es bleibet dabei,
Die Gedanken sind frei.
 
Das Mädchen:
Mein Schatz, du singst so fröhlich hier
Wie's Vögelein in dem Grase;
Ich steh so traurig bei Kerkertür,
Wär ich doch tot, wär ich bei dir,
Ach, muß ich denn immer klagen?
 
Der Gefangene:
Und weil du so klagst,
Der Lieb ich entsage,
Und ist es gewagt,
So kann mich nicht plagen!
So kann ich im Herzen
Stets lachen, bald scherzen;
Es bleibet dabei,
Die Gedanken sind frei.

11. "Lob des hohen Verstands"
 
 
Text from Des Knaben Wunderhorn
Music by Gustav Mahler

Einstmals in einem tiefen Tal
Kukuk und Nachtigall
Täten ein Wett' anschlagen:
Zu singen um das Meisterstück,
Gewinn' es Kunst, gewinn' es Glück:
Dank soll er davon tragen.
 
Der Kukuk sprach: "So dir's gefällt,
Hab' ich den Richter wählt",
Unt tät gleich den Esel ernennen.
"Denn weil er hat zwei Ohren groß,
Ohren groß, Ohren groß,
So kann er hören desto bos
Und, was recht ist, kennen!"
 
Sie flogen vor den Richter bald.
Wie dem die Sache ward erzählt,
Schuf er, sie sollten singen.
Die Nachtigall sang lieblich aus!
Der Esel sprach: "Du machst mir's kraus!
Du machst mir's kraus! I-ja! I-ja!
Ich kann's in Kopf nicht bringen!"
 
Der Kukuk drauf fing an geschwind
Sein Sang durch Terz und Quart und Quint.
Dem Esel g'fiels, er sprach nur
"Wart! Wart! Wart! Dein Urteil will ich sprechen,
Wohl sungen hast du, Nachtigall!
Aber Kukuk, singst gut Choral!
 
Und hältst den Takt fein innen!
Das sprech' ich nach mein' hoh'n Verstand!
Und kost' es gleich ein ganzes Land,
So laß ich's dich gewinnen!"

12. "Nicht wiedersehen"
 
 
Text from Des Knaben Wunderhorn
Music by Gustav Mahler

"Nun ade, mein herzallerliebster Schatz,
Jetzt muß ich wohl scheiden von dir,
Bis auf den andern Sommer,
Dann komm ich wieder zu dir.
 
Und als der junge Knab heimkam,
Von seiner Liebsten fing er an:
"Wo ist meine Herzallerliebste,
Die ich verlassen hab?"
 
"Auf dem Kirchhof liegt sie begraben,
Heut ist's der dritte Tag.
Das Trauern und das Weinen
Hat sie zum Tod gebracht."
 
"Jetzt will ich auf den Kirchhof gehen,
Will suchen meiner Liebsten Grab,
Will ihr allweil rufen,
Bis daß sie mir Antwort gibt.
 
Ei, du mein herzallerliebster Schatz,
Mach auf dein tiefes Grab,
Du hörst kein Glöcklein läuten,
Du hörst kein Vöglein pfeifen,
Du siehst weder Sonne noch Mond!"

13. "Phantasie"
 
 
Text by Ludwig Braunfels (1810-1885), after Tirso de Molina (1571?-1648), from Don Juan
Music by Gustav Mahler, 1880/3

Das Mägdlein trat aus dem Fischerhaus,
Die Netze warf sie ins Meer hinaus!
Und wenn kein Fisch in das Netz ihr ging,
Die Fischerin doch die Herzen fing!
 
Die Winde streifen so kühl umher,
Erzählen leis' eine alte Mär!
Die See erglühet im Abendrot,
Die Fischerin fühlt nicht Liebesnot
Im Herzen! Im Herzen!

14. "Revelge"
 
 
Text from Des Knaben Wunderhorn, earlier title: Rewelge (mündlich)
Music by Gustav Mahler, 1905
 
See also:

Armin Knab (1881-1951), 1904-07

Des Morgens zwischen drein und vieren,
Da müssen wir Soldaten marschieren
Das Gäßlein auf und ab;
Tralali, Tralalei, Tralala,
Mein Schätzel sieht herab.
 
"Ach Bruder jetzt bin ich geschossen,
Die Kugel hat mich schwer getroffen,
Trag mich in mein Quartier,
Tralali, Tralalei, Tralala,
Es ist nicht weit von hier."
 
"Ach Bruder, ich kann dich nicht tragen,
Die Feinde haben uns geschlagen,
Helf dir der liebe Gott;
Tralali, Tralalei, Tralala,
Ich muß marschieren bis in Tod."
 
"Ach, Brüder! ihr geht ja an mir vorüber,
Als wär's mit mir vorbei,
[Ihr Lumpenfeind seid da;]
Tralali, Tralalei, Tralala,
Ihr tretet mir zu nah.
 
Ich muß wohl meine Trommel rühren,
Sonst werde ich mich [ganz] verlieren;
Die Brüder dick gesät,
[Tralali, Tralalei, Tralala,]
Sie liegen wie gemäht."
 
Er schlägt die Trommel auf und nieder, rührt
Er wecket seine stillen Brüder,
Sie schlagen ihren Feind,
Tralali, Tralalei, Tralala,
Ein Schrecken schlägt den Feind.
 
Er schlägt die Trommel auf und nieder,
Da sind sie vor dem Nachtquartier schon wieder,
Ins Gäßlein hell hinaus,
Tralali, Tralalei, Tralala,
Sie ziehn vor Schätzleins Haus.
 
Des Morgen stehen da die Gebeine
In Reih und Glied sie stehn wie Leichensteine,
Die Trommel steht voran,
Tralali, Tralalei, Tralala,
Daß sie ihn sehen kann.

15. Rheinlegendchen"
 
 
Text from Des Knaben Wunderhorn, ealier Title: Rheinischer Bundesring (mitgeteilt von Frau von Pattberg)
 
Music by Gustav Mahler, 1888-89

Bald gras ich am Neckar, bald gras ich am Rhein;
Bald hab' ich ein Schätzel, bald bin ich allein!
Was hilft mir das Grasen, wenn d' Sichel nicht schneid't!
Was hilft mir ein Schätzel, wenn's bei mir nicht bleibt.
 
So soll ich denn grasen am Neckar, am Rhein,
So werf ich mein goldenes Ringlein hinein.
Es fließet im Neckar und fließet im Rhein,
Soll schwimmen hinunter ins Meer tief hinein.
 
Und schwimmt es, das Ringlein, so frißt es ein Fisch!
Das Fischlein tät kommen auf's König sein Tisch!
Der König tät fragen, wem's Ringlein sollt sein?
Da tät mein Schatz sagen: das Ringlein g'hört mein.
 
Mein Schätzlein tät springen bergauf und bergein,
Tät mir wiedrum bringen das Goldringlein mein!
Kannst grasen am Neckar, kannst grasen am Rhein,
Wirf du mir nur immer dein Ringlein hinein!

16. "Scheiden und Meiden"
 
 
Text from Des Knaben Wunderhorn, earlier title: Drei Reiter am Tor (mündlich)
Music by Gustav Mahler

Es ritten drei Reiter zum Tor hinaus,
Ade!
Feins Liebchen schaute zum Fenster hinaus,
Ade!
Und wenn es denn soll geschieden sein,
So reich mir dein goldenes Ringelein.
Ade! Ade! Ade!
Ja scheiden und meiden tut weh.
 
[Und der uns scheidet, das ist der Tod,
Ade!
Er scheidet so manches Jungfräulein rot,
Ade!
Und wär doch geworden der liebe Leib
der Liebe ein süßer Zeitvertreib.
Ade! Ade! Ade!
Ja scheiden und lassen tut weh.]
 
Es scheidet das Kind wohl in der Wieg,
Ade!
Wenn werd ich mein Schätzel wohl kriegen?
Ade!
Und ist es nicht morgen, ach, wär es doch heut,
Es macht uns allbeiden gar große Freud,
Ade! Ade! Ade!
Ja scheiden und meiden tut weh.

17. "Selbstgefühl"
 
 
Text from Des Knaben Wunderhorn
Music by Gustav Mahler

Ich weiss nicht, wie mir ist!
Ich bin nicht krank und nicht gesund,
Ich bin blessirt und hab' kein' Wund',
Ich weiss nicht, wie mir ist!
Ich tät gern essen und schmeckt mir nichts;
Ich hab' ein Geld und gilt mir nichts,
Ich weiss nicht, wie mir ist!
Ich hab' sogar kein' Schnupftabak,
Und hab' kein Kreuzer Geld im Sack,
Ich weiss nicht wie mir ist, wie mir ist!
Heiraten tät ich auch schon gern',
Kann aber Kinderschrei'n nicht hör'n!
Ich weiss nicht, wie mir ist!
Ich hab' erst heut' den Doktor gefragt,
Der hat mir's in's Gesicht gesagt:
"Ich weiss wohl, was dir ist, was dir ist:
Ein Narr bist du gewiß!"
"Nun weiss ich, wie mir ist!"

18. "Starke Einbildungskraft"
 
 
Text from Des Knaben Wunderhorn, old German folk songs collected by Achim von Arnim (1781-1831) and Clemens von Brentano (1778-1842)
 
Music by Gustav Mahler

Mädchen:
Hast gesagt, du willst mich nehmen,
So bald der Sommer kommt!
Der Sommer ist gekommen, ja kommen,
Du hast mich nicht genommen, ja nommen!
Geh', Büble, geh'! Geh', nehm' mich!
Gelt, ja? Gelt, ja? Gelt, ja du nimmst mich noch?
 
Büble:
Wie soll ich dich denn nehmen,
Dieweil ich doch schon hab'?
Und wenn ich halt an dich gedenk',
So mein' ich alle weile:
Ich wär' schon bei dir!

19. "Trost im Unglück"
 
 
Text from Des Knaben Wunderhorn
Music by Gustav Mahler

Husar:
Wohlan! Die Zeit ist kommen!
Mein Pferd, das muß gesattelt sein!
Ich hab' mir's vorgenommen,
geritten muß es sein!
 
Geh' du nur hin!
Ich hab' mein Teil!
Ich lieb' dich nur aus Narretei!
Ohn' dich kann ich wohl leben, ja leben!
Ohn' dich kann ich wohl sein!
 
So setz' ich mich auf's Pferdchen,
und trink' ein Gläschen kühlen Wein,
und schwör's bei meinem Bärtchen:
dir ewig treu zu sein!
 
Mädchen:
Du glaubst, du bist der Schönste
wohl auf der ganzen weiten Welt,
und auch der Angenehmste!
Ist aber weit, weit gefehlt!
 
In meines Vaters Garten
wächst eine Blume drin:
so lang' will ich noch warten,
bis die noch größer ist.
 
Und geh' du nur hin!
Ich hab' mein Teil!
Ich lieb' dich nur aus Narretei!
Ohn' dich kann ich wohl leben,
ohn' dich kann ich wohl sein!
 
Beide:
Du denkst, ich werd' dich nehmen!
Das hab' ich lang' noch nicht im Sinn!
Ich muß mich deiner schämen,
wenn ich in Gesellschaft bin!

20. "Urlicht"
 
 
Text from Des Knaben Wunderhorn
Music by Gustav Mahler, from Symphony no. 2

O Röschen rot,
Der Mensch liegt in größter Not,
Der Mensch liegt in größter Pein,
Je lieber möcht' ich im Himmel sein.
Da kam ich auf einen breiten Weg,
Da kam ein Engelein und wollt' mich abweisen.
Ach nein, ich ließ mich nicht abweisen!
Ich bin von Gott und will wieder zu Gott,
Der liebe Gott wird mir ein Lichtchen geben,
Wird leuchten mir bis in das ewig selig Leben!

21. "Es kam ein Herr zum Schlösseli"
 
 
Text from Des Knaben Wunderhorn
Music by Gustav Mahler, "Um schlimme Kinder artig zu machen"
 
See also: 

Theodor Streicher (1874-1940), "Um die Kinder still und artig zu machen", published 1903, from Dreissig Lieder aus Des Knaben Wunderhorn, no. 18

Es kam ein Herr zum Schlösseli
Auf einem schönen Röss'li,
Ku-ku-kuk, ku-ku-kuk!
Da lugt die Frau zum Fenster aus
Und sagt: "Der Mann ist nicht zu Haus,
Und niemand heim als meine Kind',
Und's Mädchen ist auf der Wäschewind!"
Der Herr auf seinem Rösseli
Sagt zu der Frau im Schlösseli:
Ku-ku-kuk, ku-ku-kuk!
"Sind's gute Kind', sind's böse Kind'?
Ach, liebe Frau, ach sagt geschwind,"
Ku-ku-kuk, ku-ku-kuk!
"In meiner Tasch' für folgsam Kind',
Da hab' ich manche Angebind,"
Ku-ku-kuk, ku-ku-kuk!
Die Frau die sagt: "Sehr böse Kind'!
Sie folgen Mutter nicht geschwind,
Sind böse, sind böse!"
Da sagt der Herr: "So reit' ich heim,
Dergleichen Kinder brauch' ich kein'!"
Ku-ku-kuk, ku-ku-kuk!
Und reit' auf seinem Rösseli
Weit, weit entweg vom Schlösseli!
Ku-ku-kuk, ku-ku-kuk!

22. "Verlorne müh'!"
 
 
Text from Des Knaben Wunderhorn
Music by Gustav Mahler

Sie:
Büble, wir -
Büble, wir wollen außre gehe!
Wollen wir?
Unsere Lämmer besehe?
Komm', lieb's Büberle,
komm', ich bitt'!
 
Er:
Närrisches Dinterle,
ich geh dir holt nit!
 
Sie:
Willst vielleicht?
Willst vielleicht ä bissel nasche?
Hol' dir was aus meiner Tasch'!
Hol', lieb's Büberle,
hol', ich bitt'!
 
Er:
Närrisches Dinterle,
ich nasch' dir holt nit!
 
Sie:
Gelt, ich soll -
gelt, ich soll mein Herz dir schenke!?
Immer willst an mich gedenke!?
Immer!?
Nimm's! Lieb's Büberle!
Nimm's, ich bitt'!
 
Er:
Närrisches Dinterle,
ich mag es holt nit!
Nit!

23. "Wer hat dies Liedlein erdacht?"
 
 
Text from Des Knaben Wunderhorn
Music by Gustav Mahler

Dort oben [am Berg] in dem hohen Haus,
Da guckt ein fein's lieb's Mädel heraus,
Es ist nicht dort daheime,
Es ist des Wirts sein Töchterlein,
Es wohnt auf grüner Heide.
 
[Und wer das Mädel haben will,
Muß tausend Taler finden
Und muß sich auch verschwören,
Nie mehr zu Wein zu gehen,
Des Vaters Gut verzehren. ]
 
"Mein Herze ist wund,
komm Schätzel mach's gesund!
Dein schwarzbraune Äuglein,
Die haben mich vertwundt!
 
Dein rosiger Mund
Macht Herzen gesund.
Macht Jugend verständig,
Macht Tote lebendig,
Macht Kranke gesund."
 
Wer hat denn das schöne Liedlein erdacht?
Es haben's drei Gäns übers Wasser gebracht,
Zwei graue und eine weiße;
Und wer das Liedlein nicht singen kann,
Dem wollen sie es pfeifen.

24. "Wo die schönen Trompeten blasen"
 
 
Text from Des Knaben Wunderhorn, earlier title: Unbeschreibliche Freude (Mündlich)
Music by Gustav Mahler, 1888-89

Wer ist denn draußen und wer klopfet an,
Der mich so leise, so leise wecken kann?
Das ist der Herzallerliebste dein,
Steh auf und laß mich zu dir ein!
 
Was soll ich hier nun länger stehn?
Ich seh die Morgenröt aufgehn,
Die Morgenröt, zwei helle Stern,
Bei meinem Schatz, da wär ich gern,
bei meiner Herzallerliebsten.
 
Das Mädchen stand auf und ließ ihn ein;
Sie heißt ihn auch wilkommen sein.
Willkommen, lieber Knabe mein,
So lang hast du gestanden!
 
Sie reicht ihm auch die schneeweiße Hand.
Von ferne sang die Nachtigall
Das Mädchen fing zu weinen an.
 
Ach weine nicht, du Liebste mein,
Aufs Jahr sollst du mein eigen sein.
Mein Eigen sollst du werden gewiß,
Wie's keine sonst auf Erden ist.
O Lieb auf grüner Erden.
 
Ich zieh in Krieg auf grüner Heid,
Die grüne Heide, die ist so weit.
Allwo dort die schönen Trompeten blasen,
Da ist mein Haus, von grünem Rasen.

25. "O Mensch! Gib acht!"
 
 
Text by Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844-1900)
Music by Gustav Mahler, from Symphony no. 3
 
See also:

Ernest Vietor (fl. 1905-1930), "Um Mitternacht", op. 13 no. 3 (1935-6)
Felix Wolfes (1892-1971), "Das trunkne Lied" (1961)

O Mensch! Gib acht!
Was spricht, die tiefe Mitternacht?
"Ich schlief, ich schlief -,
Aus tiefem Traum bin ich erwacht: -
Die Welt ist tief,
Und tiefer als der Tag gedacht.
Tief ist ihr Weh -,
Lust - tiefer noch als Herzeleid:
Weh spricht: Vergeh!
Doch alle Lust will Ewigkeit -,
- Will tiefe, tiefe Ewigkeit!"

26. "Zu Straßburg auf der Schanz"
 
 
Text from Des Knaben Wunderhorn, sarlier title: Der Schweizer (Fliegendes Blatt)
Music by Gustav Mahler, 1880-83
 
See also: 

Armin Knab (1881-1951), 1904-07

Zu Straßburg auf der Schanz,
Da ging mein Trauern an;
Das Alphorn hört' ich drüben wohl anstimmen,
Ins Vaterland mußt ich hinüberschwimmen,
Das ging ja nicht an.
 
Ein Stunde in der Nacht
Sie haben mich gebracht;
Sie führten mich gleich vor des Hauptmanns Haus,
Ach Gott, sie fischten mich im Strome auf,
Mit mir ist's aus.
 
Frühmorgens um zehn Uhr
Stellt man mich vor das Regiment;
Ich soll da bitten um Pardon,
Und ich bekomm doch meinen Lohn,
Das weiß ich schon.
 
Ihr Brüder allzumal,
Heut' seht ihr mich zum letztenmal;
Der Hirtenbub ist nur schuld daran,
Das Alphorn hat mir's angetan,
Das klag ich an.
 
[Ihr Brüder alle drei,
Was ich euch bitt, erschießt mich gleich;
Verschont mein junges Leben nicht,
Schießt zu, daß das Blut rausspritzt,
Das bitt ich euch.
 
O Himmelskönig, Herr!
Nimm du meine arme Seele dahin,
Nimm sie zu dir in den Himmel ein,
Laß sie ewig bei dir sein
Und vergiß nicht mein!]

27. "Das klagende Lied"
 
 
Text by Gustav Mahler
Music by Gustav Mahler

     a) Waldmärchen
     b) Der Spielmann
     c) Hochzeitsstück

a) Waldmärchen
 
 
Es war eine stolze Königin,
gar lieblich ohne Maßen;
kein Ritter stand noch ihrem Sinn,
sie wollt' sie alle hassen.
O weh, du wonnigliches Weib!
Wem blühet wohl dein süßer Leib!
 
Im Wald eine rote Blume stand,
ach, so schön wie die Königin,
Welch Rittersmann die Blume fand,
der konnt' die Frau gewinnen!
O weh, du stolze Königin!
Wann bricht er wohl, dein stolzer Sinn?
 
Zwei Brüder zogen zum Walde hin,
sie wollten die Blume suchen:
Der Eine hold und von mildem Sinn,
der Andre konnte nur fluchen!
O Ritter, schlimmer Ritter mein,
O ließest du das Fluchen sein!
 
Als sie so zogen eine Weil',
da kamen sie zu scheiden:
das war ein Suchen nur in Eil',
im Wald und auf der Heiden.
Ihr Ritter mein, im schnellen Lauf,
wer findet wohl die Blume?
 
Der Junge zieht durch Wald und Heid',
er braucht nicht lang zu gehn:
Bald sieht er von ferne bei der Weid'
die rote Blume stehn.
Die hat er auf den Hut gesteckt,
und dann zur Ruh' sich hingestreckt.
 
Der Andre zieht im wilden Hang,
umsonst durchsucht er die Heide,
und als der Abend herniedersank,
da kommt er zur grünen Weide!
O weh, wen er dort schlafend fand,
die Blume am Hut, am grünen Band!
 
Du wonnigliche Nachtigall,
und Rotkehlchen hinter der Hecken,
wollt ihr mit eurem süßen Schall
den armen Ritter erwecken!
Du rote Blume hinterm Hut,
du blinkst und glänzest ja wie Blut!
 
Ein Auge blickt in wilder Freud',
des Schein hat nicht gelogen:
ein Schwert von Stahl glänzt ihm zur Seit',
das hat er nun gezogen.
Der Alte lacht unterm Weidenbaum,
der Junge lächelt wie im Traum.
 
Ihr Blumen, was seid ihr vom Tau so schwer?
Mir scheint, das sind gar Tränen!
Ihr Winde, was weht ihr so traurig daher,
was will euer Raunen und Wähnen?
 
"Im Wald, auf der grünen Heide,
da steht eine alte Weide."

b) Der Spielmann
 
 
Beim Weidenbaum, im kühlen Tann,
da flattern die Dohlen und Raben,
da liegt ein blonder Rittersmann
unter Blättern und Blüten begraben.
Dort ist's so lind und voll von Duft,
als ging ein Weinen durch die Luft!
O Leide, weh! O Leide!
 
Ein Spielmann zog einst des Weges daher,
da sah er ein Knöchlein blitzen;
er hob es auf, als wär's ein Rohr,
wollt' sich eine Flöte draus schnitzen.
O Spielmann, lieber Spielmann mein,
das wird ein seltsam Spielen sein!
O Leide, weh! O Leide!
 
Der Spielmann setzt die Flöte an
und läßt sie laut erklingen:
O Wunder, was nun da begann,
welch seltsam traurig Singen!
Es klingt so traurig und doch so schön,
wer's hört, der möcht' vor Leid vergehn!
O Leide, Leide!
 
"Ach, Spielmann, lieber Spielmann mein!
Das muß ich dir nun klagen:
Um ein schönfarbig Blümelein
hat mich mein Bruder erschlagen!
Im Walde bleicht mein junger Leib,
mein Bruder freit ein wonnig Weib!"
O Leide, Leide, weh!
 
Der Spielmann ziehet in die Weit',
läßt' überall erklingen,
Ach weh, ach weh, ihr lieben Leut',
was soll denn euch mein Singen?
Hinauf muß ich zu des Königs Saal,
hinauf zu des Königs holdem Gemahl!
O Leide, weh, o Leide!

c) Hochzeitsstück
 
 
Vom hohen Felsen erglänzt das Schloß,
die Zinken erschalln und Drometten,
Dort sitzt der mutigen Ritter Troß,
die Frauen mit goldenen Ketten.
Was will wohl der jubelnde, fröhliche Schall?
Was leuchtet und glänzt im Königssaal?
O Freude, heiah! Freude!
Und weißt du's nicht, warum die Freud'?
 
Hei! Daß ich dir's sagen kann!
Die Königin hält Hochzeit heut'
mit dem jungen Rittersmann!
Seht hin, die stolze Königin!
Heut' bricht er doch, ihr stolzer Sinn!
O Freude, heiah! Freude!
 
Was ist der König so stumm und bleich?
Hört nicht des Jubels Töne!
Sieht nicht die Gäste stolz und reich,
sieht nicht der Königin holde Schöne!
 
Was ist der König so bleich und stumm?
Was geht ihm wohl im Kopf herum?
Ein Spielmann tritt zur Türe herein!
Was mag's wohl mit dem Spielmann sein?
O Leide, weh! O Leide!
 
"Ach Spielmann, lieber Spielmann mein,
das muß ich dir nun klagen:
Um ein schönfarbig Blümelein
hat mich mein Bruder erschlagen!
Im Walde bleicht mein junger Leib,
mein Bruder freit ein wonnig Weib!"
O Leide, Leide, weh!
 
Auf springt der König von seinem Thron
und blickt auf die Hochzeitsrund'.
Und er nimmt die Flöte in frevelndem Hohn
und setzt sie selbst an den Mund!
O Schrecken, was nun da erklang!
Hört ihr die Märe, todesbang?
 
"Ach Bruder, lieber Bruder mein,
du hast mich ja erschlagen!
Nun bläst du auf meinem Totenbein,
des muß ich ewig klagen!
Was hast du mein junges Leben
dem Tode hingegeben?"
O Leide, weh! O Leide!
 
Am Boden liegt die Königin,
die Pauken verstummen und Zinken.
Mit Schrecken die Ritter und Frauen fliehn,
die alten Mauern sinken!
Die Lichter verloschen im Königssaal!
Was ist wohl mit dem Hochzeitsmahl?
Ach Leide!

28. "Fünf Rückertlieder"
 
 
Texts by Friedrich Rückert (1788-1866)
Music by Gustav Mahler, 1901-2, published 1905
 
     a) Ich atmet' einen linden Duft!
     b) Liebst du um Schönheit
     c) Blicke mir nicht in die Lieder
     d) Ich bin der Welt abhanden gekommen
     e) Um Mitternacht

a) Ich atmet' einen linden Duft!
 
Ich atmet' einen linden Duft!
Im Zimmer stand
Ein Zweig der Linde,
Ein Angebinde
Von lieber Hand.
Wie lieblich war der Lindenduft!
 
Wie lieblich ist der Lindenduft!
Das Lindenreis
Brachst du gelinde!
Ich atme leis
Im Duft der Linde
Der Liebe linden Duft.

b) Liebst du um Schönheit
 
Text also set by other composers.
 
Liebst du um Schönheit,
O nicht mich liebe!
Liebe die Sonne,
Sie trägt ein gold'nes Haar!
 
Liebst du um Jugend,
O nicht mich liebe!
Liebe der Frühling,
Der jung ist jedes Jahr!
 
Liebst du um Schätze,
O nicht mich liebe.
Liebe die Meerfrau,
Sie hat viel Perlen klar.
 
Liebst du um Liebe,
O ja, mich liebe!
Liebe mich immer,
Dich lieb' ich immerdar.

c) Blicke mir nicht in die Lieder
 
Blicke mir nicht in die Lieder!
Meine Augen schlag' ich nieder,
Wie ertappt auf böser Tat.
Selber darf ich nicht getrauen,
Ihrem Wachsen zuzuschauen.
Deine Neugier ist Verrat!
 
Bienen, wenn sie Zellen bauen,
Lassen auch nicht zu sich schauen,
Schauen selbst auch nicht zu.
Wenn die reichen Honigwaben
Sie zu Tag gefördert haben,
Dann vor allen nasche du!

d) Ich bin der Welt abhanden gekommen
 
Ich bin der Welt abhanden gekommen,
Mit der ich sonst viele Zeit verdorben,
Sie hat so lange nichts von mir vernommen,
Sie mag wohl glauben, ich sei gestorben!
 
Es ist mir auch gar nichts daran gelegen,
Ob sie mich für gestorben hält,
Ich kann auch gar nichts sagen dagegen,
Denn wirklich bin ich gestorben der Welt.
 
Ich bin gestorben dem Weltgetümmel,
Und ruh' in einem stillen Gebiet!
Ich leb' allein in meinem Himmel,
In meinem Lieben, in meinem Lied!

e) Um Mitternacht
 
Text also set by other composers.
 
Um Mitternacht
Hab' ich gewacht
Und aufgeblickt zum Himmel;
Kein Stern vom Sterngewimmel
Hat mir gelacht
Um Mitternacht.
 
Um Mitternacht
Hab' ich gedacht
Hinaus in dunkle Schranken.
Es hat kein Lichtgedanken
Mir Trost gebracht
Um Mitternacht.
 
Um Mitternacht
Nahm ich in acht
Die Schläge meines Herzens;
Ein einz'ger Puls des Schmerzes
War angefacht
Um Mitternacht.
 
Um Mitternacht
Kämpft' ich die Schlacht,
O Menschheit, deiner Leiden;
Nicht konnt' ich sie entscheiden
Mit meiner Macht
Um Mitternacht.
 
Um Mitternacht
Hab' ich die Macht
In deine Hand gegeben!
Herr! über Tod und Leben
Du hälst die Wacht
Um Mitternacht!

29. "Kindertotenlieder"
 
 
Texts by Friedrich Rückert (1788-1866)
Music by Gustav Mahler, 1902
 
     a) Nun will die Sonn' so hell aufgehn
     b) Nun seh' ich wohl, warum so dunkle Flammen
     c) Wenn dein Mütterlein tritt zur Tür herein
     d) Oft denk' ich, sie sind nur ausgegangen
     e) In diesem Wetter, in diesem Braus

a) Nun will die Sonn' so hell aufgehn
 
 
Nun will die Sonn' so hell aufgehn,
Als sei kein Unglück die Nacht geschehn!
Das Unglück geschah nur mir allein!
Die Sonne, sie scheinet allgemein!
Du musst nicht die Nacht in dir verschränken,
Musst sie ins ew'ge Licht versenken!
Ein Lämplein verlosch in meinem Zelt!
Heil sei dem Freudenlicht der Welt!

b) Nun seh' ich wohl, warum so dunkle Flammen
 
 
Nun seh' ich wohl, warum so dunkle Flammen
Ihr sprühtet mir in manchem Augenblicke.
O Augen! O Augen!
Gleichsam um voll in einem Blicke
Zu drängen eure ganze Macht zusammen.
Doch ahnt' ich nicht, weil Nebel mich umschwammen,
Gewoben vom verblendenden Geschicke,
Daß sich der Strahl bereits zur Heimkehr schicke,
Dorthin, von wannen alle Strahlen stammen.
Ihr wolltet mir mit eurem Leuchten sagen:
Wir möchten nah dir bleiben gerne!
Doch ist uns das vom Schicksal abgeschlagen.
Sieh' uns nur an, denn bald sind wir dir ferne!
Was dir nur Augen sind in diesen Tagen:
In künft'gen Nächten sind es dir nur Sterne.

c) Wenn dein Mütterlein tritt zur Tür herein
 
 
Wenn dein Mütterlein tritt zur Tür herein,
Und den Kopf ich drehe, ihr entgegen sehe,
Fällt auf ihr Gesicht erst der Blick mir nicht,
Sondern auf die Stelle, näher nach der Schwelle,
Dort, wo würde dein lieb Gesichten sein,
Wenn due freudenhelle trätest mit herein,
Wie sonst, mein Töchterlein.
Wenn dein Mütterlein tritt zur Tür herein,
Mit der Kerze Schimmer, ist es mir, als immer
Kämst due mit herein, huschtest hinterdrein,
Als wie sonst ins Zimmer!
O du, des Vaters Zelle,
Ach, zu schnell erloschner Freudenschein!

d) Oft denk' ich, sie sind nur ausgegangen
 
 
Oft denk' ich, sie sind nur ausgegangen!
Bald werden sie wieder nach Hause gelangen!
Der Tag ist schön! O sei nicht bang!
Sie machen nur einen weiten Gang!
Jawohl, sie sind nur ausgegangen
Und werden jetzt nach Hause gelangen!
O, sei nicht bang, der Tag is schön!
Sie machen nur den Gang zu jenen Höh'n!
Sie sind uns nur vorausgegangen
Und werden nicht wieder nach Hause gelangen!
Wir holen sie ein auf jenen Höh'n
Im Sonnenschein!
Der Tag is schön auf jenen Höh'n!

e) In diesem Wetter, in diesem Braus
 
 
In diesem Wetter, in diesem Braus,
Nie hätt' ich gesendet die Kinder hinaus!
Man hat sie getragen hinaus,
Ich durfte nichts dazu sagen!
In diesem Wetter, in diesem Saus,
Nie hätt' ich gelassen die Kinder hinaus,
Ich fürchtete sie erkranken;
Das sind nun eitle Gedanken,
In diesem Wetter, in diesem Graus,
Nie hätt' ich gelassen die Kinder hinaus,
Ich sorgte, sie stürben morgen;
Das ist nun nicht zu besorgen.
In diesem Wetter, in diesem Graus,
Nie hätt' ich gesendet die Kinder hinaus,
Man hat sie hinaus getragen,
Ich durfte nichts dazu sagen!
In diesem Wetter, in diesem Saus,
In diesem Braus,
Sie ruh'n als wie in der Mutter Haus,
Von keinem Sturm erschrecket,
Von Gottes Hand bedecket,
Sie ruh'n wie in der Mutter Haus.

30. "Das Lied von der Erde"
 
 
Texts by Hans Bethge (1876-1946) aus dem Chinesischen
Music by Gustav Mahler, 1908    
    

     a) Das Trinklied vom Jammer der Erde
     b) Der Einsame im Herbst
     c) Von der Jugend
     d) Von der Schönheit
     e) Der Trunkene im Frühling
     f) Der Abschied

a) Das Trinklied vom Jammer der Erde
 
Text: Li-Tai-Po (701-762)
 
Shon winkt der Wein im goldnen Pokale,
Doch trinkt noch nicht, erst sing ich euch ein Lied!
Das Lied vom Kummer soll auflachend in die Seele euch klingen.
Wenn der Kummer naht, liegen wüst die Gärten der Seele,
Welkt hin und stirbt die Freude, der Gesang.
Dunkel ist das Leben, ist der Tod.
 
Herr dieses Hauses!
Dein Keller birgt die Fülle des goldenen Weins!
Hier, diese Laute nenn' ich mein!
Die Laute schlagen und die Gläser leeren,
Das sind die Dinge, die zusammen passen.
Ein voller Becher Weins zur rechten Zeit
Ist mehr wert, als alle Reiche dieser Erde!
Dunkel is das Leben, ist der Tod.
 
Das Firmament blaut ewig und die Erde
Wird lange fest stehen und aufblühn im Lenz.
Du aber, Mensch, wie lang lebst denn du?
Nicht hundert Jahre darfst du dich ergötzen
An all dem morschen Tande dieser Erde!
Seht dort hinab! Im Mondschein auf den Gräbern
Hockt eine wildgespenstische Gestalt -
Ein Aff ist's! Hört ihr, wie sein Heulen
Hinausgellt in den süßen Duft des Lebens!
Jetzt nehmt den Wein! Jetzt ist es Zeit, Genossen!
Leert eure goldnen Becher zu Grund!
Dunkel ist das Leben, ist der Tod!

b) Der Einsame im Herbst
 
Text: Tchang-Tsi (765? - 830?)
 
Herbstnebel wallen bläulich überm See;
Vom Reif bezogen stehen alle Gräser;
Man meint', ein Künstler habe Staub vom Jade
Über die feinen Blüten ausgestreut.
 
Der süße Duft der Blumen is verflogen;
Ein kalter Wind beugt ihre Stengel nieder.
Bald werden die verwelkten, goldnen Blätter
Der Lotosblüten auf dem Wasser ziehn.
 
Mein Herz ist müde. Meine kleine Lampe
Erlosch mit Knistern; es gemahnt mich an den Schlaf.
Ich komm zu dir, traute Ruhestätte!
Ja, gib mir Ruh, ich hab Erquickung not!
 
Ich weine viel in meinen Einsamkeiten.
Der Herbst in meinem Herzen währt zu lange.
Sonne der Liebe, willst du nie mehr scheinen,
Um meine bittern Tränen mild aufzutrocknen?

c) Von der Jugend
 
Text: Li-Tai-Po (701-762)
 
Mitten in dem kleinen Teiche
Steht ein Pavillon aus grünem
Und aus weißem Porzellan.
 
Wie der Rücken eines Tigers
Wölbt die Brücke sich aus Jade
Zu dem Pavillon hinüber.
 
In dem Häuschen sitzen Freunde,
Schön gekleidet, trinken, plaudern,
Manche schreiben Verse nieder.
 
Ihre seidnen Ärmel gleiten
Rückwärts, ihre seidnen Mützen
Hocken lustig tief im Nacken.
 
Auf des kleinen Teiches stiller
Wasserfläche zeigt sich alles
Wunderlich im Spiegelbilde.
 
Alles auf dem Kopfe stehend
In dem Pavillon aus grünem
Und aus weißem Porzellan;
 
Wie ein Halbmond steht die Brücke,
Umgekehrt der Bogen. Freunde,
Schön gekleidet, trinken, plaudern.

d) Von der Schönheit
 
Text: Li-Tai-Po (701-762)
 
Junge Mädchen pflücken Blumen,
Pflücken Lotosblumen an dem Uferrande.
Zwischen Büschen und Blättern sitzen sie,
Sammeln Blüten in den Schoß und rufen
Sich einander Neckereien zu.
Goldne Sonne webt um die Gestalten,
Spiegelt sie im blanken Wasser wider.
Sonne spiegelt ihre schlanken Glieder,
Ihre süßen Augen wider,
Und der Zephyr hebt mit Schmeichelkosen das Gewebe
Ihrer Ärmel auf, führt den Zauber
Ihrer Wohlgerüche durch die Luft.
 
O sieh, was tummeln sich für schöne Knaben
Dort an dem Uferrand auf mut'gen Rossen?
Weithin glänzend wie die Sonnenstrahlen,
Schon zwischen dem Geäst der grünen Weiden
Trabt das jungfrische Volk einher!
Das Roß des einen wiehert fröhlich auf
Und scheut und saust dahin,
Über Blumen, Gräser, wanken hin die Hufe,
Sie zerstampfen jäh im Sturm die hingesunknen Blüten.
Hei! Wie flattern im Taumel seine Mähnen,
Dampfen heiß die Nüstern!
Goldne Sonne webt um die Gestalten,
Spiegelt sie im blanken Wasser wider.
 
Und die schönste von den Jungfraun sendet
Lange Blicke ihm der Sehnsucht nach.
Ihre stolze Haltung is nur Verstellung.
In dem Funkeln ihrer großen Augen,
In dem Dunkel ihres heißen Blicks
Schwingt klagend noch die Erregung ihres Herzens nach.

e) Der Trunkene im Frühling
 
Text: Li-Tai-Po (701-762)
 
 
Wenn nur ein Traum das Leben ist,
Warum denn Müh und Plag?
Ich trinke, bis ich nicht mehr kann,
Den ganzen, lieben Tag!
 
Und wenn ich nicht mehr trinken kann,
Weil Kehl und Seele voll,
So tauml' ich bis zu meiner Tür
Und schlafe wundervoll!
 
Was hör ich beim Erwachen? Horch!
Ein Vogel singt im Baum.
Ich frag ihn, ob schon Frühling sei,
Mir ist als wie im Traum.
 
Der Vogel zwitschert: Ja! Der Lenz
Ist da, sei kommen über Nacht!
Aus tiefstem Schauen lausch ich auf,
Der Vogel singt und lacht!
 
Ich fülle mir den Becher neu
Und leer ihn bis zum Grund
Und singe, bis der Mond erglänzt
Am schwarzen Firmament!
 
Und wenn ich nicht mehr singen kann,
So schlaf ich wieder ein,
Was geht mich denn der Frühling an!?
Laßt mich betrunken sein!

f) Der Abschied
 
Text: Mong-Kao-Yen and Wang-Wei (701-761)
 
 
Die Sonne scheidet hinter dem Gebirge.
In alle Täler steigt der Abend nieder
Mit seinen Schatten, die voll Kühlung sind.
O sieh! Wie eine Silberbarke schwebt
Der Mond am blauen Himmelssee herauf.
Ich spüre eines feinen Windes Wehn
Hinter den dunklen Fichten!
Der Bach singt voller Wohllaut durch das Dunkel.
Die Blumen blassen im Dämmerschein.
Die Erde atmet voll von Ruh und Schlaf,
Alle Sehnsucht will nun träumen.
Die mäden Menschen gehn heimwärts,
Um im Schlaf vergeßnes Glück
Und Jugend neu zu lernen!
Die Vögel hocken still in ihren Zweigen.
Die Welt schläft ein!
 
Es wehet kühl im Schatten meiner Fichten.
Ich stehe hier und harre meines Freundes;
Ich harre sein zum letzten Lebewohl.
Ich sehne mich, o Freund, an deiner Seite
Die Schönheit dieses Abends zu genießen.
Wo bleibst du? Du läßt mich lang allein!
Ich wandle auf und nieder mit meiner Laute
Auf Wegen, die vom weichen Grase schwellen.
O Schönheit! O ewigen Liebens - Lebenstrunkne welt!
 
Er stieg vom Pferd und reichte ihm den Trunk
Des Abschieds dar. Er fragte ihn, wohin
Er führe und auch warum es müßte sein.
Er sprach, seine Stimme war umflort: `Du, mein Freund,
Mir war auf dieser Welt das Glück nicht hold!
Wohin ich geh? Ich geh, ich wandre in die Berge.
Ich suche Ruhe für mein einsam Herz.
Ich wandle nach der Heimat, meiner Stätte.
Ich werde niemals in die Ferne schweifen.
Still ist mein Herz und harret seiner Stunde!
 
"Die liebe Erde allüberall
Blüht auf im Lenz und grünt
Aufs neu! Allüberall und ewig
Blauen licht die Fernen!
Ewig... ewig..."

- Karadar Bertoldi Ensemble - Studio Informatico Anesin -